Besondere Tisch–Ereignisse

Special Event "Intimacy Coordination" für Wirtschafts-Tischler
05.02.2025
15:55 Uhr

Special Event "Intimacy Coordination" für Wirtschafts-Tischler

Am 27.01.2025 schreibt unser Tischbaas, hier etwas verkürzt:

"Liebe Tischfreunde, liebe Gäste, der Tischvorstand lädt ein zu unserem Tischabend am 4. Februar im dafür frisch renovierten Henkelsaal zu einer Impulsveranstaltung mit Prof. Hanna Werth, Juniorprofessorin u.a. für Intimitätskoordination. Bitte gebt Nachricht, ob ihr dabei sein könnt! Frank"

Kann, darf, soll, gar muss der lebenserfahrene - und d.h. doch auch: natürlich stets bzw. stets natürlich  intimitätskoordinierende - Wirtschafts-Tischler dabei sein und seine Intimität koordinieren lassen? Genauer, fragt er sich: Was eigentlich soll ich koordinieren lassen? Etwa die ganze tägliche, so gut geplante wie anstrengende Intimitätsroutine koordinierend zwischen heimischem Herd, Büro ("ich möchte eine halbe Stunde nicht gestört werden"), Mittagspause im VIP-Club hinter Kieser, 5 o'clock tea mit Viagra-Häppchen im Parkhotel-Séparée à la weiland anno 2007 Michel Friedman, Moralapostel,

 

Five-O-Clock-Tea,

 

nach Feierabend Altstadt/Eiskellerbar+ und zurück zum heimischen Herd uswusw.?
Oder doch auch mal was Neues, intimkoordiniert raus aus der Routine?
Oder einfach nur mal koordinierende Stellungshilfe etwa beim 'flotten Dreier' oder bei der einen oder anderen Kamasutra-Lektion?

 

Wenigstens ein Zauderer meldet sich auf Franks Mail-Einladung ('ach der, kein Wunder'):

"Hallo Frank, ... Deine Einladung für den nächsten Monatsdienstag „Intimitätskoordination“ ... wollte sich meine spitze Feder nicht entgehen lassen… 'Hauptsache, der Goldene Kessel überhitzt nicht vor lauter Intimität!'...  'Nun, dafür wird sie doch koordiniert, Pappnase!' … 'Ach so'. Ob ich mich zu der Intimitätskoordination trauen werde (Sexperte Michael Douglas: „… finde, dass Intimitätskoordinatoren Sexszenen meistens ruinieren“ – wer will das schon, ausgerechnet das), weiß ich noch nicht – so in aller Öffentlichkeit, ist doch etwas, nun, genant. Und, im übrigen und vor allem, mit wem sollte ich mich da intim koordinieren lassen, wo’s bei den Jonges doch keine „Mädchen“ gibt (s. Didi Hallervorden/WhatsApp Sebastian 01.01 d.J.)? Den „Goldenen Kessel“ ab 18 Uhr habe ich mir aber fest vorgenommen.BG"

 

Und was sagt der 'Gemeine Wirtschafts-Tischler' bloß zuhause, nach Inhalt und Ablauf des heutigen Abends gefragt?

Nun, am Dienstag wissen wir mehr (siehe unten), Baas und Vorstand sei schon einmal Dank.

 

Für den Zaudernden hier schon ein wenig Ein- und Hinleitung:

Michael Douglas (ausgewiesener Fachmann für Sexszenen etwa mit Sharon Stone in "Basic Instinct" oder in "Fatal Attraction"), der übrigens findet, dass Intimitätskoordinatoren Sexszenen meistens ruinieren, dazu im Mai 2024: "If you're doing a love scene, it's important for the lady that you're not taking advantage, you tell them beforehand when you're starting: 'All right, I'm going to put my hand here. Is that all right? Okay, you put your hand here and then we're going to go kiss, kiss, and then we are going to go ... we're going to go down. It's very well choreographed." Klar, so geht's, wissen wir in grosser Mehrzahl*) am Tisch - und nicht unkoordiniert rücksichtslos bumm,bumm,bumm.

"In my experience, you take responsibility as the man to make sure the woman is comfortable, you talk it through." ergänzt Michael. Jau! War's das nicht, was 'der Wirtschafts-Jong an sich' schon immer beherzigt? Und deshalb mit M. Douglas zu dem Schluss kommt: "The growing prevalence of 'intimacy coordinators' is interesting." - im Sinne von 'wir wussten doch von allein, wie's geht'.

Aber vielleicht doch nicht, weshalb uns der Jonges-Vorstand im "frisch renovierten" Henkelsaal gewiss mit diesem alt-englischen toast 'auf die Sprünge helfen' wird: "Upon the ladies!"

 

 

Prof. Hanna Werth

 
Robert Schumann Hochschule Düsseldorf:  "Hanna Werth arbeitet regelmäßig für Film und Fernsehen vor der Kamera und als Sprecherin für WDR, SWR und Deutschlandfunk vorm Mikrofon ... und setzt sich aktiv für diskriminierungsfreie Räume in den Künsten ein. Darüber fand sie ins Feld der Intimitätskoordination, ließ sich bei renommierten Intimacy Coordinators (Mia Schachter, Adeeb Razzouk, Emily Rollie, Laura Rikard, Michaela Carattini, Kim Shively) weiterbilden."
 
Und gibt das Erlernte heuer an die teilnehmenden Jonges weiter?
 
Hier sprengt ausnahmsweise das pralle Leben die Phantasie... ODDRR?
 
 
*) Komisch, irgendwie erinnert das Ganze (jedenfalls 'den Schreiber dieses') an den geradezu prophetischen Kenner-Hinweis auf diesen Intimacy Coordinator neulich (siehe unten Beitrag 31.12.24):
 
                                        
 
 
Musste auch nicht, Du sollst ja nur wissen, wie - nicht machen.
Oder wie der kalauernde Lateiner weiß: "Ut desint virgines tamen est laudanda voluptas!"
 
 
 
Dann am 4.Februar 2025 im 'Schlüssel', Bolkerstraße: Diese 13 Wirtschafts-Tischler und 1 Gast
 
      
 
ahnen schon: Jungfrauen (virgines) würde es im Henkelsaal wohl keine geben - und die voluptas dieser 14 Herren beschränkt sich auf's hier und jetzt (Alt/Wasser, bodenständig Essen, vielleicht noch Zigarren). Also kurz entschlossen (wie immer) hier geblieben.
 
 
Wer wissen will, wie's im Henkelsaal war:
 
Aus dem Zwischenabstecher in den Henkelsaal:
Überraschend vergleichsweise geringe Präsenz, so manche Lücke tut sich an den (neu:) schwarzen, eng gestellten Tischen auf. Liegt's daran, dass der Saal nach der Renovierung mehr Platz bietet? Oder am Altersdurchschnitt der Vereinsmitglieder mit entsprechend geringem Bedarf an Intimitätskoordination? Oder an der aus langer Dienstags-Erfahrung gespeisten Vorahnung, dass auf der Bühne doch nicht so heiß gegessen wie thematisch gekocht würde?
 
Jedenfalls referiert Juniorprof. Werth ihr Thema "Wem gehört die künstlerische Freiheit?" vorlesungsartig eher in Richtung "#Me Too"-Thematik. Intimity coordination war in den USA entstanden aus dem Gedanken, Vorgehensweisen und Abläufe bei Intimszenen zu standardisieren, mit denen Missbrauch an Filmsets verhindert werden soll. Schauspieler sollten nicht mehr Sexszenen improvisieren, um so Grenzüberschreitungen zu verhindern, woraus 'am Set' der Bedarf nach Fachkräften für intime Szenen entstand - Intimity Coordinators, vergleichbar den Stunt Coordinators. In den USA längst etabliert, inkl Berufsverband, ist die Intimitätskoordination in Deutschland bislang nicht standardisiert, die Ausbildung dazu nur begrenzt. Frau Werth ist daher der Robert-Schumann-Hochschule dankbar, hier erstmals einen Ausbildungsplatz anzubieten, so die Studenten für das Thema sensibilisierend. Auch sie selbst lerne dort und aus ihrer schauspielerischen Erfahrung täglich dazu. Und führt das Thema im Vortrag, akademisch anspruchsvoll, über den Bereich der Bühne, über die Schaffung diskriminierungsfreier Räume in den Künsten hinaus sozusagen auf die Bühne unser aller Leben: Aus der Beobachtung der Filmindustrie als einer Industrie mit großer persönlicher Machtdynamik einzelner zieht sie den allgemeineren Schluss auf allgegenwärtige Machtverhältnisse: "Respekt und (Selbst-)Verantwortung - so der Untertitel ihres Vortrags - sind die Basis für die künstlerische Entfaltung" und darüber hinaus. Vereinfacht gesagt: Nicht die Lehrkräfte an der Musikhochschule, die Rollen-Besetzungsmacht-Inhaber in Theater/Film/TV, überhaupt wir alle als in irgendeiner Form Vorgesetzte haben über die (künstlerische) Freiheit des einzelnen, seine Entfaltung zu bestimmen, sondern der einzelne Rolleninhaber steht geschützt selbstbestimmt im Mittelpunkt. Übergriffigkeit, Grenzüberschreitungen jedweder Form - an einer Stelle zählt Frau Werth in stakkatoartiger Redebeschleunigung (sie ist auch ausgebildete und tätige Schauspielerin) gefühlt > 100 Ausprägungen von Übergriffigkeit zwischen derbdirekt und höchst subtil auf - haben nirgends etwas zu suchen, nicht auf der Bühne, nicht im richtigen Leben.
 
Der Beifall eher spärlich, vielleicht ist das Referat zu weit weg von den Erwartungen... Auch unser Baas muss Hoffnungen auf aktives Einbezogensein in die Koordination seiner Intimität sausen lassen. Entsprechend knapp fällt seine Abmoderation aus: "Vielen Dank, l.Fr.W., habe viel über Intimitätskoordination gelernt. Als Gastgeschenk wg. Karnevalszeit Damenorden der Jonges. Abgang!"
 
 
Der anschließende Hauptvortrag: "Das Schiedsamt in NRW", Referent: Jürgen Fallasch, Schiedsmann in NRW & Mediator, eine Art Interessenkoordination, mag mehr Anklang im Auditorium gefunden haben, auch wenn der Auftakt auf den 'Schreiber dieses' nicht gerade prickelnd wirkt - der sich prompt zurück zum "Schlüssel" begibt und dort unter Heizstrahlern tatsächlich noch Zigarren rauchende Mit-Tischler antrifft.
Bis sich auch diese Nachhut in die kalte Nacht zur Straßenbahn verkrümelt.
 
 
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