Besondere Tisch–Ereignisse
23:55 Uhr
Jahresausklang mit J. W. Goethe
Nun 26 Konterfeis von den Jonges-Typen der TG Wirtschaft am Jahresende 2010 finden sich auf den Schlußseiten des Fotobands TG Wirtschaft, Teil 3 "Anno 2010" (und inzwischen hier auf unserer Homepage unter "Die Gemeinschaft").
Und zum Jahresausklang schickt uns J.W. Goethe dies aus Faust II zur aktuellen Griechenland- und Euro-Krise:
Im „Laboratorium:
„Das Griechenvolk, es taugte nie recht viel!
Doch blendets euch mit freiem Sinnenspiel,
Verlockt des Menschen Brust zu heiteren Sünden.“
Und auch um Draghi, diesen Mystagogen nebst seinen Neophyten, und seine wundersame Geldmehrung durch Ankauf windiger Papiere wusste Goethe im Kap. 13.:
Marschall/Tsipras: Durchlauchtigste(r), ich dacht in meinem Leben
Vom schönsten Glück Verkündung nicht zu geben
Als diese, die mich hoch beglückt,
In deiner Gegenwart entzückt.
Rechnung für Rechnung ist berichtigt,
Die Wucherklauen sind beschwichtigt,
Los bin ich solcher Höllenpein.
Doch ziemts dem Kanzler, diese Sache vorzutragen.
Kanzler/Jean C. Juncker: Beglückt genug in meinen alten Tagen. –
So hört und schaut das schicksalschwere Blatt,
[Übersetzungshilfe: Blatt, Zettel stehen für das in
Frankreich gerade erfundene Papiergeld]
Das alles Weh in Wohl verwandelt hat!
Zu wissen sei es jedem, ders begehrt:
Der Zettel hier ist tausend Euro wert.
Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
Unzahl vergrabnen Guts im Euroland.
Mephisto./Draghi dort, der hat's vesteckt Und damit unsre Gier geweckt.
Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz,
Sogleich gehoben, diene zum Ersatz.
(Me./Draghi leis zur Seite) (Glaubt das nur gern,
Doch bleibts euch fern!)
Kaiser/Merkel: Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug!
Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug?
Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?
Schatzmeister/Schäuble: Erinnre dich: hast selbst es unterschrieben!
Gewährtest dir das hohe Festvergnügen,
Des Volkes Heil, mit wenig Federzügen!
„Wir schaffen das!“ war dein Panier,
Verkündet überall, auch hier.
Der Zettel ward in dieser Nacht
Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht.
Damit die Wohltat allen gleich gedeihe,
So stempelten wir gleich die ganze Reihe:
Zehn, Dreißig, Fünfzig, Hundert sind parat.
Ihr denkt euch nicht, wie wohls dem Volke tat.
Seht dort Athen, sonst halb im Tod verschimmelt,
Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt!
Kaiser/Merkel: Und meinen Leuten gilts für gutes Gold?
Soldaten, Beamten gar genügts zu vollem Sold?
Marschall/Tsipras: Die Wechslerbänke stehen ganz weit auf
Und Kunden schlangen sich zuhauf:
Man honoriert daselbst ein jedes Blatt
Durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt.
[Übersetzungshilfe: Rabatt hier = negative Zinsen]
Me./Draghi: Man wird sich nicht mit Börs und Beutel plagen:
Ein Blättchen ist am Busen leicht zu tragen:
Schatzbriefchen kaufen b’quem sich hier.
Der Priester trägts andächtig im Brevier.
[versteckter Hinweis auf Vatikanbank]
Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt,
Ist so bequem: man weiß doch, was man hat.
Und das Papier, sogleich amortisiert.
(leis zur Seite) (Auch wenn sichs nimmermehr rentiert,)
Beschämt den Zweifler, der uns frech verhöhnt.
Man will nichts anders, ist daran gewöhnt.
So bleibt von nun in allen Eurolanden
An Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden.
Kaiser/Merkel: Beschenk ich in Berlin nun Mann für Mann,
Gesteh er mir, wozu ers brauchen kann.
Narr/Gabriel: Ich lebe lustig, heiter, guter Dinge
Schaff gleich dem Liebchen Kett und Ringe.
Kämmerer/Schröder: Von nun an trink ich doppelt beßre Flasche.
Die Rubel jucken mich schon in der Tasche,
Nen Jöbchen hier, Gasleitung dort,
Ich mache Kasse fort und fort.
Bannerherr/Seehofer Mein baierisch Schloß, ich mach es
Schuldenfrei,
Es ist ein Schatz, den leg ich Schätzen bei.
Kaiser/Merkel: Ich hoffte Lust und Mut zu neuen Taten,
Statt Flüchtlingsmengen zu verraten.
Ich merk es wohl: bei aller Schätze Flor,
Wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor.
Narr/Gabriel: Die Zauberblätter! ich verstehs nicht recht.
Kaiser/Merkel: Das glaub ich wohl; denn du gebrauchst sie schlecht.
Narr/Gabriel: Egal, bald bin ich Bundeskanzler, euer,
Nicht lieb euch werd’, doch mächtig teuer.
Heut wieg ich mich im Grundbesitz!
Me./Draghi Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz!"
[ein Hoch auf die südländische Eurobankdenke!]
FAZIT: "Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird’s Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist es getan. Epilog "
Uwe